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Die noch junge Kunstsammlung Carola und Günther Ketterer-Ertle, beheimatet in Bümpliz/Bern, begonnen in den 1990er Jahren mit Gemälden der neo-expressionistischen Malerei, konzentriert sich heute auf die Kunst der unmittelbaren Gegenwart, insbesondere die Medienkunst. Die Sammlung ist trotz der Verwandtschaft zu dem deutschen Auktionator Roman Norbert Ketterer (†) und der Beziehungen zu der in Oberwichtrach ansässigen Galerie Henze & Ketterer, die wohl das Interesse Günther Ketterers an der Kunst im Allgemeinen förderten, vor allem geprägt von der impulsiven Neugier und der unvoreingenommenen Sicht auf Zeitgenossenschaft der beiden Sammler.

Die Sammlung versteht sich unter anderem ausdrücklich als Förderung sehr junger oder exzentrischer Positionen, was sich beispielsweise in Ankäufen, neben dem Galerienmarkt, von Werken der AbsolventInnen der Berner Kunsthochschule, aus den Ateliers des Kulturzentrums PROGR in Bern wie auch direkt bei Vertretern einer konzeptionellen, teilweise auch politischen beziehungsweise gesellschaftlich orientierten Kunst ausdrückt. Das Engagement des Sammlerehepaars zielt dabei sicher nicht auf die Steigerung des merkantilen Werts der Kunstwerke, sondern auf eine aufmerksame, mithin auch unterstützende Begleitung aussergewöhnlicher künstlerischer Ansätze. Insofern bietet die Sammlung kein Who’s Who der Gegenwartskunst, orientiert an dubiosen Rankings von Lifestyle-Zeitschriften, eher versteht sie sich als Spiegelbild des Laboratoriums, des rational-irrationalen Forschungsbetriebs, in dem die heutige experimentierfreudige und dennoch formal meist konsequent durchgearbeitete Kunst entsteht (und die etwas ältere entstand)– wobei der hohe Anteil der Künstlerinnen in der Sammlung Ketterer einerseits überrascht, andererseits aber äusserst signifikant für die Entwicklung in der heutigen, besonders der Schweizer Kunstlandschaft ist.

Eine Ausstellung, welche einzelne Positionen der Sammlung als Geflecht vorstellt, und auch die digitale, an der Internetvernetzung orientierte Informationspublikation können und wollen wiederum nur einen Teil der Sammlungsvielfalt wiedergeben – und verstehen sich trotzdem als pars pro toto, als gültige Reflektion der Sammlung wie auch der aktuellen Kunst.



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